Archiv für die Kategorie „Mende 2002“

44. Tag – 02. Juni 2002

Sonntag, 2. Juni 2002

Heute ist unser letzter Tag und er sollte recht turbulent werden. Hatte sich schon in den letzten Tagen das Ende unserer Wanderung abgezeichnet, so wird es heute endgültig eingeläutet. Die Gedanken gehen schon voraus, was uns in Mende erwartet und wann und wie die Rückfahrt sein wird. Die Tage nach der Rückkehr treten immer deutlicher in den Vordergrund und es wird nicht mehr lange dauern, dann ist auch unsere 6 Wochen lange Wanderung Geschichte. Doch zuvor sind noch einige Kilometer und Ereignisse zurück zu legen.

Pünktlich um 07.30 Uhr begannen wir unser Frühstück. Um 08.00 Uhr soll unsere heutige Wanderung beginnen und es finden sich dazu neben unseren beiden Wanderführern auch noch weitere 6 Wanderfreunde ein, die uns den heutigen Tag begleiten wollen. Es ist dann 08.10 Uhr als die Wanderung bei strahlend blauem Himmel und ca. 14 ° C beginnt. Die kurze Verzögerung war durch Fotografieren bedingt. Unser Weg führte uns auf dem Höhenzug entlang und wir konnten wieder bei bestem Wetter eine zwar sehr karge, aber wunderschöne Landschaft bewundern. Wenige Minuten nach der ersten Rast kam ein langer, steiler Abstieg und im Talgrund begrüßten uns nicht nur 10 weitere Wanderfreunde, sondern auch der Präsident der Vereinigung der Wanderclubs der Lozére. Nach dem Abstieg folgt logischerweise der nächste Aufstieg. Die Höhenunterschiede betrugen ca. 200 m. Nach dem Aufstieg stießen ca. 30 weitere Wanderfreunde zu uns. Unser Wanderführer Michel erklärte, dass er der erste Mann ist, dann kommen die Wanderer aus Wunsiedel und Schwarzenberg und anschließend das ganze Groß der Wanderfreunde aus Frankreich. Gesagt getan. Nur die Franzosen hatten etwa die halbe Geschwindigkeit, die wir in den letzten Wochen gingen. Wir mussten mit unserem Tempo gewaltig auf die Bremse treten. Und das bei stechender Sonne und Temperaturen von ca. 25 – 28 ° C und teils bergauf. Zur Mittagesrast kamen weitere Wanderer und unsere Gruppe vergrößerte sich auf rund 90 Personen. Mit einer solchen Teilnahme hatten wir auf keinen Fall gerechnet. Die Mittagsrast war auf einer Wiese bei Selbstverpflegung und mit 1 Stunde und 20 Minuten sehr großzügig bemessen. Doch bei Windstille und zunehmender Bewölkung stiegen wir wieder einmal bergauf, damit wir pünktlich um 16.00 Uhr am Flugplatz eintreffen. Gesagt, getan, wir wurden öfter gebremst und wir schafften es auch um 10 Minuten nach 16.00 Uhr auf das Flugplatzgelände zu wandern. Wir sahen das Fernsehteam, dass unsere gesamte Gruppe filmte. Auch unsere ersten Kommentare zu unserer Wanderung und der Inhalt unserer Rucksäcke wurden auf Zelluloid gebannt. Am Flughafen winkten uns zwei Wunsiedler, Prell und Keltsch, die heute extra wegen uns nach Mende geflogen sind zu. Die Begrüßung war sehr herzlich. Dann ging es weiter nach Mende. Noch 3 Km zeigte der Wegweiser. Unser Weg führte nun wieder einmal steil bergab und Guntram und ich leisteten Hilfestellung beim Abstieg über eine riskante Stelle. Und endlich konnten wir die Stadt Mende sehen. Wir gingen direkt auf sie zu und bekamen auch gleich eine kleine Stadtführung, wieder mit Fototerminen unterbrochen. Schließlich erreichten wir unser Ziel, das Sportzentrum. Hier warteten schon die 2. Bürgermeisterin der Stadt Mende, der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Wunsiedel Rudolf Schricker mit Gattin, Der Präsident der Wanderclubs der Lozére, und viele Wanderfreunde aus Frankreich und auch aus Deutschland. Es wurden verschiedene Ansprachen gehalten, unsere Wanderung gewürdigt und unsere Leistung hoch eingeschätzt und bewundert. Dann hatten wir kurz Gelegenheit zur Dusche und danach war zum gemeinsamen Abendessen eingeladen. Zur Kurzweil führte eine Volkstanzgruppe zur Volksmusik verschiedene heimische Tänze auf. Es gab noch einige Gespräche und neue Bekanntschaften und Freundschaften wurden geschlossen, bis sich auch dieser Tag seinem Ende neigte und die Gesellschaft sich langsam aber beständig auflöste und auch wir uns in unsere, diesmal unterschiedlichen Unterkünfte zurückzogen. So fand diese wunderschöne Wanderung einen sehr schönen und guten Empfang und Abschluss. Wir werden uns morgen noch in der Lozére umsehen und dann irgendwann die Heimreise antreten. Erst wenn wir alle wohlbehalten wieder zu Hause eingetroffen sind, dann wird auch diese Wanderung ihr Ende gefunden haben.

43. Tag – 01. Juni 2002

Samstag, 1. Juni 2002

Heute ist unser vorletzter Wandertag und im Laufe des Tages werden uns Wanderfreunde aus Mende und Umgebung treffen und mit uns wandern. Es will noch gar nicht so richtig in den Kopf hinein, dass unsere Wanderung bald zu Ende sein wird. Aber diese Gedanken werden im Laufe des Tages durch andere Ereignisse verdrängt. Wir haben für uns heute ca. 25 km vorgenommen.

In Langogne wurden wir bereits weit vor 06.00 Uhr mehrmals wach. Die Decken waren sehr dünn und die Kälte der Nacht kroch uns in die Glieder. Der Treffpunkt um 10.00 Uhr lag etwa 12 km entfernt und wir wollten auf keinen Fall zu Spät kommen. Also begannen wir unseren Tag um 06.50 Uhr bei 5 ° C und Sonnenschein. Es dauerte schon einige Minuten, bis wir uns richtig warm gelaufen hatten. Der von uns ausgesuchte Weg war zweimal mit Stacheldraht versperrt und endete in einer Wiese. Also nahmen wir als Alternative wieder einmal die Straße. Im nächstem Dorf begrüßten uns zwei Hunde, ein schwarzer Neufundländer und ein Collie, dessen linkes Hinterbein in der Luft hing. Diese beiden begleiteten uns einfach so. Der Collie blieb bald zurück, aber der Neufundländer erwies sich als anhänglich und wich den ganzen Tag nicht mehr von unserer Seite. Gerade so, als wäre er von Anfang an bei uns dabei gewesen und würde zu uns gehören. Er war gut erzogen, bellte nicht, nutzte jede Gelegenheit zur Ruhe und war auf keinen Fall aufdringlich oder lästig, außer das er ständig in unserer Gruppe mitlief. Wir gingen als mit diesem Schutz von 900 m aus und stiegen auf über 1.000 m Höhe an. Die Vegetation war im Vergleich zu den letzten Tagen deutlich zurück geblieben und manche Triebe und Knospen waren erst dabei, sich richtig zu entfalten. Auf der Straße kamen wir gut voran und waren ca. 25 Min vor der Zeit am Treffpunkt und wurden von Alain und zwei weiteren Wanderführern bereits empfangen. Katja und Helmut wollten mit wandern und es dauerte einige Minuten, bis die beiden nach dem Gepäcktransport bei uns eintrafen. Dann ging es los und wir stiegen immer weiter auf und sahen, dass die Bäume schließlich grüne Blätter hatten, aber das ganze Land umher noch braun war und die ersten Blätter sich erst entfaltet hatten. Dann hatten wir unseren absoluten Höhepunkt erreicht und standen auf dem Berg bei 1.503 m Höhe. So hoch waren wir bei unserer gesamten Wanderung noch nicht. Es hieß dann, von nun an geht?s bergab. Zwei steile Abstieg brachten uns schnell wieder in tiefere Regionen, in die Lozere. Sie liegt auch auf einer Hochebene und der Untergrund ist zum Teil Kalk und zum Teil Granit, der uns an unsere Heimat erinnerte. Durch den kalkhaltigen Boden bildet sich wenig bis kein Grundwasser und deshalb ist diese Region sehr trocken. Das sehen wir auch an den kargen Bodenbewuchs. Gegen 16.45 Uhr erreichen wir unser Ziel in Laubert. Dies liegt wieder auf ca. 950 M Höhe. Nach der Erfrischung und Verabschiedung unserer Wanderführer erwartete uns der noch inoffizielle Besuch unseres neuen weiteren Bürgermeisters Rudi Schricker mit seiner Gattin. Nachdem die Neuigkeiten in Punkto Wanderung, Wunsiedel, Schwarzenberg und Fußball ausgetauscht waren, beschlossen wir den Abend mit einem gemeinsamen Abendessen, an dem auch Alain Lassere mit seiner Gattin teilnahm. Der Neufundländer blieb auch weiterhin bei uns als Gast und harrte beständig vor der Türe aus.

42. Tag – 31. Mai 2002

Freitag, 31. Mai 2002

Heute sollten wir die 1.200 km erreichen, obwohl unsere Tagesstrecke wieder “nur” ca. 20 km beträgt. Wir beginnen mit einem Anstieg und gehen dann auf der Höhe entlang bis nach Langogne. Wir nehmen uns für die Wanderung mehr Zeit uns können uns etwas mehr umsehen. Auf dem Stevensenweg gehen wir auch ein kleines Stück, bevor wir Langogne erreichen. Heute früh sind auch aus Wunsiedel mehrere Personen Richtung Mende gestartet, die dann auch zu uns stoßen und mit uns Wandern werden.

In unserer Gîte bekamen wir unser reichhaltiges Frühstück bereits wie bestellt um 07.00 Uhr. Unverzüglich danach machten wir uns wieder bei wolkenlosem Himmel und kühlen 10 ° C auf unseren Weg. Der führte uns aus unserem schönen Loiretal von 786 m heraus. Bei der nächsten Ortschaft, Masclaux, ca. 2,5 km weiter hatten wir bereits eine Höhe von 972 m Höhe erreicht. Unser Weg führte heute wieder über die Felder und Fluren und wir hatten auf der Höhe kaum Wälder und somit stets eine ganz hervorragende Fernsicht. Diese bescherte uns dem ganzen Tag lang schöne Ausblicke. Im weiteren Verlauf des Weges stieg dieser immer noch leicht bis auf maximal 1.240 m an. Auf diesen Höhen konnten wir erkennen, dass die Vegetaion noch nicht so weit gediehen war, wie in den niedrigeren Lagen der letzten Tage. Das Getreide stand ca. 30 cm hoch, die Bäume trieben erst richtig aus, doch auf den Wiesen standen die Blumen schon in voller Pracht und Blüte. Wir beobachteten, wie Schafe aus ihren Ställen von den Besitzern und den Hütehunden auf ihre Weide gebracht wurden. Bevor wir Pradelles durchquerten, konnten wir die Region um Langogne mit seinem Stausee in seiner ganzen Schönheit bewundern. Pradelles selbst hat uns ebenfalls beeindruckt. Denn die Häuser der kleine Ortschaft waren fast alle aus Steinen gebaut. Der Ort selbst hatte nur enge Straßen, die uns stark an südländisches Flair erinnerten. Predelles machte schon fast den Eindruck einer vor langer Zeit stehen gebliebenen Ortschaft, weil er in seiner ursprünglichen Art fast unverändert erhalten geblieben ist. Danach begann der Abstieg von über 1.150 m auf 900 m in Langogne. Auf den Wegen fanden sich immer wieder rote und schwarze Steine: Bims und Basalt. Diese sind eindeutig vulkanischem Ursprungs und hier in dieser Vulkanischen Region häufig zu finden. Um ca. 13.30 Uhr trafen wir in Langogne ein und gönnten uns an unserer heutigen Etappe zuerst ein Eis bzw. Bier, bevor wir unser Zimmer in einer Gîte de France bezogen. Ein kleiner Stadtrundgang und Muße ließen diesen Tag nach dem Essen ausklingen.

41. Tag – 30. Mai 2002

Donnerstag, 30. Mai 2002

Heute verlassen wir die Stadt Le Puy, um nach ca. 20 km Wanderung über das Land, wieder auf dem Land in einer Ferme, einem Landgasthof, zu Übernachten. Telefongespräche mit den Familien kündigen deutlich und Unaufhaltsam das Ende unserer Wanderung an. Langsam stellt sich die Frage, wo die fünfeinhalb Wochen sind. Denn das Zeitgefühl hat einen anderen Takt bekommen und wir messen die Zeit nach unseren Tageswanderungen. Wochentage und deren Bedeutung sind stark in den Hintergrund getreten und haben kaum noch Bedeutung. Höchstens für unsere Ankunft und die Zeit danach, wenn wir wieder in das Alltagsleben zurückkehren.

In der Gîte de Capucine haben wir das Frühstück abbestellt. So können wir unser Frühstück selbst richten und bereits deutlich vor 08.00 Uhr starten. Bei strahlendem Sonnenschein am wolkenlosen Himmel und kühlen 10 ° C beginnen wir unsere Wanderung dann um 07.30 Uhr. Wir gehen durch das erwachende Le Puy mit dem Berufsverkehr in Richtung Süden. Wieder empfinden wir den Stadtverkehr als sehr laut und sehnen uns schon fast nach der natürlichen Ruhe von Wäldern und Fluren. Diese Ruhe bekommen wir dann, als wir die Stadt hinter uns gelassen haben und den ersten Aufstieg angehen. Er bringt uns von ca. 650 m auf über 850 m Höhe. In der Morgensonne haben wir eine herrliche Sicht über das Land, die vulkanischen Berge und die tiefen Einschnitte der Flusstäler. Bei Coubon steht ein Schloss erhaben auf einem Berg. Zu Füssen dieses Schlosses und durch Coubon hindurch fließt Frankreichs längster Fluss, die Loire. Wir steigen wieder auf 633m hinab, um in Coubon die Loire wieder einmal, aber nicht das letzte Mal, zu überqueren. Die Wanderroute führt uns auf dem GR 3 Richtung Süden über Chadron, nach Colempce. Dort rasten wir an einem romantischem Platz, neben einer Brücke über die Gazeille, einem Nebenfluss der Loire. Wir sind wieder auf 707 m und steigen weiter auf, bis wir in St.-Martin-de-Fugéres unseren höchsten Punkt bei 987 m erreichen. Der Weg dahin geht über die Fluren und bietet immer wieder neue und wunderschöne Aussichten über das Land der Haute Loire und die Höhenzüge des Massiff Zentral. Um unsere Ferme in Goudet zu erreichen, steigen wir wieder in das Loireral hinab. Die Loire hat sich tief in das Land gespült und wilde, romantische Täler geschaffen. Gegen 13.30 Uhr erreichen wir unseren Landgasthof in Goudet auf 786 m Höhe. Nach einer Erfrischung und etwas Ruhe gehen wir an das Ufer der Loire. Einige nehmen ein Bad im Fluss, der Niedrigwasser führt, und andere von uns nutzen das Wetter zu einem ausgiebigen Sonnenbad. Zwei mehrere Wochen junge Katzen unterhalten uns und wir danken mit etwas Futter, dass sie hungrig verschlingen. Der restliche Tag dient zur Ruhe und Erholung, soweit dies möglich war. Ein anderes Thema beschäftigt uns doch sehr: Die Bremse unseren Autos gibt ziemliche Geräusche von sich und muss in Mende repariert werden. Um das alles zu organisieren, bedarf es in einem Funkloch ohne Handy wieder einiges Geschick und einer Telefonzelle. Doch auch das konnten wir vorerst lösen und das Erforderliche veranlassen. Beim Abendessen war soweit alles geklärt, so dass die Wanderung vorerst wie geplant weitergehen kann.

40. Tag – 29. Mai 2002

Mittwoch, 29. Mai 2002

Die letzten Tagesstrecken werden kürzer und heute haben wir ca. 23 km zurück zulegen. Das bietet die Gelegenheit, dass wir uns am Nachmittag in Le Puy etwas umsehen können. Die Gedanken gehen immer mehr voraus nach Mende und was danach kommen wird. Doch zuerst will noch der Weg bis in unsere Partnerstadt zurück gelegt sein.

Wir hatten beschlossen, um 07.00 Uhr zu Frühstücken und danach bald auf zu brechen. Es war dann 07.13 Uhr, als wir uns bei blauem Himmel, Sonnenschein und kühlen 10 °C auf den Weg machten. Dieser Morgen bescherte uns noch einen kleinen Stadtrundgang durch Voray, bevor wir wieder auf die Fluren kamen. Die Lerchen sangen ihr Morgenlied, als wir durch eine Eichenallee wanderten und etwas später eine ältere Frau bei ihrer Morgenarbeit im Garten grüßten. Wir wanderten auf einen Höhenzug des Zentralmassives zu und konnten das herrliche Panorama mit vielen Vulkankegeln bewundern. Höhenunterschiede waren heute so gut wie nicht mehr zu bewältigen, so dass wir zügig vorankamen. Bei Lavoute-sur-Loire überquerten wir die Loire und stiegen in das Loiretal ein, dem wir bis Le Puy en Velay folgten. Die Loire hat sich hier tief in das Gestein eingegraben und ein romantisches Flusstal mit steilen Abhängen und vielen Windungen geschaffen. Das Tal erinnerte schon etwas an die Georges du Tarn in der Lozere. Da wir im Tal auf den Straßen wandern mussten, war es wegen des Kfz-Verkehrs zum Teil mit der ruhigen, natürlichen Beschaulichkeit vorbei. Dies verstärkte sich noch, als wir nach Le Puy kamen und der Stadtverkehr zunahm. Gegen 12.00 Uhr hatten wir unsere Unterkunft in Le Puy erreicht. Nach dem Mittagessen und einer kleinen Erholung starteten wir noch vor 14.00 Uhr, um uns in der Stadt um zusehen. Le Puy ist eine bekannte und beliebte Station von Pilgerreisenden, die auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostella pilgern. So blieb es nicht aus, dass wir in unserer Unterkunft Pilger aus Lothringen und auch Schweinfurt trafen. Wir besichtigten natürlich auch die Kathedrale, die Marienstatue und die Kirche St. Michael. Den Nachmittag beendeten wir in einem Straßencafe in der Stadt, bevor Helmut und Florian den Einkauf für das Abendessen tätigten. Nach dem Essen gab es noch Gespräche mit den Pilgern und wir begaben uns dann doch irgendwann zur Ruhe, damit wir alle auch Morgen noch fit sind und wandern können.

39. Tag – 28. Mai 2002

Dienstag, 28. Mai 2002

Heute haben wir die km-Marke 1.111 hinter uns gebracht. Von Monistrol aus führte uns der Weg durch die Stadt und das erste mal über den größten Fluss Frankreichs, die Loire. Danach war das Gelände wieder etwas hüglig, aber auf einer Höhe von etwa 750 m über dem Meeresspiegel. Für unsere Wanderung war das kein Thema, denn wir registrieren die Höhenunterschiede und auf diesen Höhen gibt es noch keine Probleme mit Herz-Kreislauf. Zum Ende unserer Tageswanderung über ca. 25 km kam allerdings noch ein ziemlicher Abstieg.

Wir versorgten uns mit dem Frühstück selbst. Den Kaffee gab es aus dem Automaten und das Essen bereiteten wir uns selbst. In dem Espace Beauvoir sind die Zimmer und das Essen führ Gruppen, besonders Sportgruppen in jungen Jahren eingerichtet und nachdem der Koch ein langes Wochenende hinter sich hatte, bekam er am Montag frei. So konnten wir bereits um 07.40 Uhr mit unserer Wanderung beginnen. Das Wetter war wie in den letzten Tagen mit 12 ° C kühl und wechselhaft. Monistrol verließen wir rasch und machten uns auf den Weg nach Bass-en-Basset, wo wir das erste Mal die Loire überquerten. Es ging dann von den Straßen weg auf Feldwege, die meistens nicht geteert waren. Das Zentralmassiv bot uns im Süden mit seinen Bergen, Tälern und Wiesen immer wieder herrliche Ausblicke. Wir hatten zum Glück eine klare Luft mit einer guten Fernsicht, die uns immer wieder in eine weite und frühlingshaft schöne Landschaft blicken lies. Der gelb-blühende Ginster ist hier weit verbreitet und gibt vielen Bergen viele gelbe Farbtupfer, die das unterschiedliche Grün der Wälder und Wiesen auflockern. Auf einem der Vulkanischen Berge stand der Turm einer Burgruine und war weit sichtbar. Danach kam dann der Abstieg von ca. 750 m auf etwas 570 m. Diesen nahmen wir auf einem Feldweg, der sich serpentinartige ins Loiretal schlängelte. Danach waren es nur noch ca. 2 km bis nach Voray, unserem Zielort. Dort wartete um 15.00 Uhr ein Gité auf uns, die uns mit einem Matratzenlager und einer Küche ausgestattet für eine Nacht Unterkunft bot. So besorgten wir unser Essen wieder einmal selbst und weil der Ort allgemein sehr ruhig war, begaben wir uns auch bald zu Bett.

38. Tag – 27. Mai 2002

Montag, 27. Mai 2002

Heute verließen wir wieder die Berge von Lyon, um St. Etienne südlich zu umgehen. Auf einen Besuch dieser Industriestadt haben wir verzichtet. Neben dem Anstieg auf über 1.000 m Höhe im Parc Naturelle Region, stand uns ein Weg von rund 35 km bevor. Davon knapp die Hälfte auf Straßen. Heute werden wir die Ausläufer des Massif Central erreichen. Unsere Wanderung geht nun in die letzte Woche, denn am kommenden Sonntag wollen wir unser Ziel, Mende, erreichen.

Das Frühstück konnten wir auch heute ab 07.00 Uhr einnehmen. Es war etwas spärlich und vom bestellten Schinken und Wurst war nichts zu sehen. So machten wir uns um 7.40 Uhr auf den Weg, um diese Tagestour zu bewältigen. Der Himmel war leicht bewölkt und die Sonne schien, doch die Luft war für Ende Mai mit 10 °C kalt. Durch den Anstieg wurde uns allerdings schnell warm. Das Wetter heute sollte sich noch als sehr wechselhaft zeigen. Kurz vor der Mittagsrast gab es einen kräftigen Regenschauer mit leichtem Hagel vermischt. Guntrams Kommentar dazu: Hagel ist gut, denn die Körner prallen an den Jacken ab und die Jacken werden nicht nass! Pünktlich um 12.00 Uhr zur Mittagszeit in Planfoy, lachte die Sonne wieder. Der Anstieg für heute war geschafft und die restliche Strecke war schon fast “nur” noch in der Ebene zurück zu legen. Höhenunterschiede von 50 – 100 m sind da nicht mehr nennenswert. Wir prüften auch an diesem Tag wieder einmal die Genauigkeit unserer Wanderkarten und stellten fest, dass sie nicht immer so gezeichnet sind, wie die Wege in der Natur sind. Trotz dieser Ungenauigkeiten sind unsere Karten als genau und gut einzustufen. Beim Maßstab 1:25.000 ist jeder Steg verzeichnet, doch Landkarten brauchen einen Vorlauf von zum Teil mehreren Jahren, bis sie in den Geschäften zum Verkauf ausliegen. Das bringt schon Ungenauigkeiten mit sich, die sich aber nicht abstellen lassen können. In diesen Situationen sind die Wanderführer gefragt, aus dem Bauch heraus, stets die richtigen Wege zu finden. Wir hatten uns auch heute mit Wissen, einem Wanderstock zur Bestimmung der Nordrichtung und dem richtigen Spürsinn, uns für den richtigen Weg entschieden. Der führte uns auf dem GR 42, der Tour du Parc und anderen Wanderwegen nach Westen, auf das Zentralmassiv zu. Wir durchwanderten Fichtenwälder, deren neue Triebe in hellem Grün leuchteten. Der Gelb blühende Ginster säumte immer wieder unseren Weg. Auf den Weiden stehen Rinder, Schafe und immer wieder auch Pferde. Bei unseren sehr weiten Ausblicken, die wir immer wieder genießen konnten, sahen wir interessante Wolkengebilde und immer wieder örtlich niedergehende Regenschauer. Als wir kurz vor St.-Romain-les-Atheux in einen solchen gerieten, zogen wir uns unsere Regensachen über. Als wir dann damit fertig waren und weitergehen konnten, lies der Regen nach und hörte schon wieder auf. Von nun an ging es nur noch auf Straßen auf Monitrol-sur-Loire zu. Hier ereichten wir bereits die östlichen Ausläufer des Zentralmassives. Monistral hat ein mächtiges Schloss, das zu früheren Zeiten dem Bischof von Le Puy, der damals den ganzen Landstrich beherrschte, als Sommerresidenz diente. Beim Abendessen versuchten wir, uns an unsere Unterkünfte in der Reihenfolge der Wanderung zu erinnern. Wir stellten dabei fest, dass wir vom respektablem Hotel, bis zum Bauernhof und Jugendherberge, oder gar zu weniger guten Hotels gelangten. Es wäre sicher interessant, die ganzen Unterkünfte nebeneinander zu betrachten. Das war unser letzter Montag der Wanderung. Unsere Gedanken gehen schon nach Mende und was uns dort empfangen wird. Ein Telefongespräch verriet, dass evtl. von Wunsiedel aus verschiedene Personen zu unserer Ankunft in Mende mit einem viersitzigem Flugzeug kommen wollen.

37. Tag – 26. Mai 2002

Sonntag, 26. Mai 2002

Von unserem umgebauten Bauernhof konnten wir im Westen die Ausläufer des Zentralmassives sehen und beim Abendessen einen herrlichen, grenzenlosen Ausblick nach Westen. Die Sonne brachte die Busch- und Baumreihen immer wieder in ein anderes Licht und verzauberte auch die Montagne Lyonnaise. Heute haben wir sie in Richtung Süden wieder verlassen und sind ca. 35 km bis in einen Vorort von St. Etienne gewandert.

Das reichliche Frühstück gab es bereits ab 07.00 Uhr. Bei Sonnenschein und kühlen 14 °C wanderten wir bereits um 7.50 Uhr von Haute Rivoire los. Es ging eine sanfte Hügelkette hinauf, auf der wir eine wunderschöne Rundumsicht hatten. Danach kam wieder das Spiel “Berauf – Bergab”, und wir überquerten weitere Bergketten und durchschritten Taleinschnitte. Es gibt hier kleinere Fichtenwälder und die Landwirtschaft ist auf Ackerbau und Viehzucht ausgerichtet. Die Ortschaften sind ziemlich klein und oft nahe beieinander. Auch stehen immer wieder einzelne Gehöfte, weil der Bauer früh gleich sein Vieh auf die Weide bringen kann, ohne weite Wege zurücklegen zu müssen. Auf den Hängen sind überall die gelben Blüten des Ginsters zu sehen. In St.-Symphorien-sur-Coise steht auf einem Hügel eine große Kirche, die die ganze Ortschaft beherrscht und überragt. Der Baustil ist von außen als Romanisch zu erkennen, aber leider war sie verschlossen. Sie machte auch nicht gerade den besten Eindruck. Nach der Rast im Stadtpark ging es weiter Richtung Süden. Am Sonntagnachmittag wird auch in Frankreich Fußball gespielt. So konnten wir heute mehrere Spiele in kurzen Ausschnitten sehen. Sozusagen als Vorbereitung für die Fußballweltmeisterschaft ab dem Samstag. In den Getreidefeldern blühten die Kornblumen mit und an den Feldrändern ist das leuchtende Rot der Mohnblüten zu sehen. Unser Weg führte uns nun leicht aber beständig bergan, bis wir Valfleury auf über 800 m Höhe erreichten. Denn von nun an hieß es wieder bergab, nach St. Chamond, ins Hotel SARL L´ARBER DU VOYAGEUR (Bahnhofshotel), auf 376 m. Doch vor dem Abstieg genossen wir noch den herrlichen Überblick über den Naturpark und das wunderbare Tal, in dem St. Chamond und weiter westlich auch St. Etienne liegt. Als wir um 16.30 Uhr unser Hotel gegenüber dem Bahnhof erreichten, stellten wir fest, dass das Hotel auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Aber für eine Nacht war es immer noch gut. Das Restaurant war am Abend, wie alle Restaurants am Muttertag in Frankreich, geschlossen. Uns blieb nur noch eine Pizzeria, um zu einem Abendessen zu kommen. Dort ließen wir den Abend noch in fröhlicher Runde ausklingen.

36. Tag – 25. Mai 2002

Samstag, 25. Mai 2002

Wir haben nun das Beaujolais verlassen und wandern in der Montagne des Lyonnes. Von Les Sauvages geht die heutige Wanderung nach Bochala und ein Stück noch weiter, so dass insgesamt ca. 25 km zurück gelegt wurden. Die Landschaft ist wieder etwas mehr hügeliger und geprägt von der Landwirtschaft, von Ackerbau und Viehzucht.

Auch heute wieder war einer der ersten Blicke hinaus zum Fenster, um nach dem Wetter zu sehen. Nach dem gestrigen Sonnenschein und Wetterbericht haben wir keinen strahlenden Morgen erwartet, aber mit Nebel und Sichtweiten von ca. 150 m auch nicht. Noch vor dem Frühstück um 08.00 Uhr blies der kräftige Wind Regenschauer über das Land und der Nebel entpuppte sich als Regen. Wir stellten uns auf einen kühlen, aber nassen Tag ein. Um 08.30 Uhr ging es dann los und im Tal, in Tarare hatte der Regen schon stark nach gelassen. Es dauerte auch nicht mehr lange, bis der Regen entgültig aufhörte. Die Wolken rissen sogar noch etwas auf, so dass sich immer wieder mal der blaue Himmel und die Sonne zu sehen waren. Über die Hügel ging es nun doch zügig vorwärts und auch heute lud, wie schon öfters, ein Cafe zur Einkehr und Rast ein. Das Wetter klarte noch etwas auf und wir konnten in der Ferne am südwestlichem Horizont schon einen Höhenzug sehen, die Ausläufer des Zentralmassives. Es beginnt im Norden bei Clermont Ferrant und geht bis Mende. Es ist immer wieder ein wunderschönes Bild, wenn die Sonne über die Wiesen und Felder wandert und das Grün der Bäume, Wiesen und Felder erstrahlen lässt. Gegen 15.30 Uhr erreichten wir das Tagesziel, Haute Riviére. Von dort aus fuhren wir zu unserer Unterkunft in Bochala. In dem umgebauten Bauerhof sind wir die ersten Gäste und unser Doppelbett musste noch vom Wirt aufgebaut werden. Die Familie ist mit unseren Zimmern bei der Ankunft gerade fertig geworden, weil der Hausherr seinen linken Arm in Gips hat. Weil wir die ersten Gäste waren, sind wir mit einem Kir Royal und einem hervorragendem Essen empfangen worden. Wir haben uns nach dem Essen mit einem echten Sechsämtertropfen revanchiert und wieder einen schönen Wandertag ausklingen lassen.

35. Tag – 24. Mai 2002

Freitag, 24. Mai 2002

Gestern hatten wir die Wanderung unterwegs unterbrochen und sind zur Unterkunft zurückgekehrt. Heute Morgen fuhren für heute waren wieder etwa 25 km vorgesehen. Sie führten uns nach Tarare und langsam aber sich aus dem Beaujolais hinaus.

Das Frühstück nahmen wir um 7.30 Uhr im Cave ein und machten uns bei Sonnenschein und kühler Luft um 12 ° C auf den Weg. Das hieß, wir fuhren nach St.Just Arvena, um dort unsere Wanderung wieder aufzunehmen. Sie führte wieder fast nur auf Straßen nach Tarare. Doch die Streckenführung war auf jeden Fall sehenswert, denn wir konnten viele schöne Täler und Berge sehen. Der Ginster blühte in heller, gelber Farbe, auf den Wiesen blühten die Sommerblumen und das Gras war saftig grün. Wieder standen viele Kühe, Schafe und auch Schweine auf den Weiden. In dieser, etwas höher gelegenen Region war auch wieder viel Laubwald, den wir durchwandern konnten. Und wieder bildeten oft die Äste ein grünes Laubdach über uns. Heute schützte es uns vor der Sonne, auch wenn es nicht notwendig gewesen wäre. Denn die Luft war dennoch kühl und die Sonne schaffte es nicht, die Luft kräftig zu erwärmen. So hatten wir schon fast ideales Wanderwetter. Wir gingen durch Varsonne auf Tarare zu und ließen kurz die Straßen sein und wechselten auf Waldwege. In Tarare suchten wir unser Hotel und bekamen zur Antwort, dass es etwas außerhalb lag, nämlich ca. 6 km. Diese hatten wir dann auch noch bergauf hinter uns zu bringen. So erreichten wir unser Hotel gegen 14.15 Uhr. Am Nachmittag bekamen wir von einem französischem Wanderführer Besuch, der uns bei der Planung unserer nächsten Tagestouren mit Rat zur Seite stand. Den Nachmittag nutzten wir bei Sonne und warmen 20 ° C zur Erholung und Ruhe, damit wir beim Endspurt auf Mende nicht noch in Verlegenheit geraten. Es ist schließlich die 5. Woche, die wir heute abschließen konnten und wir haben nur noch eine Woche, bis wir unser Ziel, Mende, erreichen. Verschiedene Telefonate mit Wunsiedel bringen immer wieder ein anderes Ergebnis, wie viele Wunsiedler nun zu unserem Einzug nach Mende sich auf den Weg machen werden. In unserer Gite de Route, Unterkunft auf Wegen, waren wir mit einem guten Abendessen bedient und machten uns danach wieder auf den Weg zur Nachtruhe. Das Essen gibt es hier immer erst ab 19.30 Uhr, aber durch die verschiedenen Gänge der Menues dauert es oft bis 21.30 Uhr, bis das Dessert serviert und verzehrt ist. Es bleibt dann nicht mehr viel Zeit, um am Abend oder in der Nacht noch einiges zu Unternehmen, denn am nächsten Tag steht auch wieder eine Tageswanderung mit mehr als 25 km an, die bewältigt sein will.