Die Fahrt nach Zwieselstein ging flott vorüber und wir standen um 07.55 Uhr am Endpunkt unserer gestrigen Wanderung und begannen unsere heutige Tour. Sie sollte uns nochmals von 1.480 m auf 2.525 m zum Timmelsjoch Höhe bringen. Die ersten paar Schritte ging es noch nicht so steil bergan, aber bald waren wir wieder in steileren Gefilden. Meist über Wiesen stiegen wir in weiten Kurven immer höher, bis wir die Straße zum Timmelsjoch erreichten. Diese überquerten wir und in dieser Höhe waren schon keine Bäume mehr und wir bewegten uns nur noch auf Felsen und Bergwiesen. Auch hier hörten und sahen wir Kühe auf den Almen und kamen mehrmals direkt an ihnen vorbei. Kurz vor dem Timmelsjoch hörten wir, wie Motorradfahrer sich mit ihren Maschinen bergauf eine kleine Rallye lieferten und die Motoren lauf aufheulen liessen. Der Himmel war heute klar und bei leichter Bewölkung schien die Sonne. Unsere Jacken konnten wir auch bald ausziehen. Auf dem Timmelsjoch waren wir froh, dass wir trockene Kleidung zum Wechseln dabei hatten. Der Blick zurück ins Ötztal zeigte uns erneut, wie hoch wir gestiegen waren und welche Strecke wir zurück gelegt hatten. Ein solcher Blick macht schon ein bisschen stolz, denn es ist ja nicht einfach, 1.000 Höhenmeter zu überwinden und einen Weg in etwas mehr als drei Stunden zu gehen, der mit drei Stunden und 30 Minuten angegeben ist. Nach einer ausgiebigen Brotzeit machten wir uns nun auf den Weg ins Tal und nach Italien. Über den uralten Timmelsjocher Weg stiegen wir zunächst wieder durch Geröll auf einem schmalen Pfad ins Tal. Nach über einer Stunde machten wir eine weitere Rast bereits auf Bergwiesen. Wir mussten auch hier darauf achten, nicht in die Kuhfladen zu treten, die fast überall lagen. Eine Kuh stand direkt auf unserem Weg und machte keine Anstalten, zur Seite zu gehen. Da wir nicht verhandeln wollten, umgingen wir eben kurzerhand diese Wegsperre. Der Europäische Fernwanderweg 5 führte uns problemlos an den Passerbach. Das Wasser dieses Baches war sehr klar und kalt und in diesem Bereich hat das Wasser in hunderten von Jahren eine tiefes Bett in den Fels gespült, in das wir von oben blicken konnten. Nun ging es weiter talswärts entlang des Passerbaches nach Rabenstein. Hier waren wir bereits in Südtirol in Italien. Nach kurzer Zeit empfingen uns steile Berghänge, die mit Wälder und saftig grünen Wiesen bedeckt waren. Die Luft wurde schnell und spürbar wärmer und wenn die Sonne durch die Wolken spitzte, spürten wir ihre intensive Kraft. Mit einer SMS begrüßte uns Frau Monika Brauckmann aus Volterra in Italien und hieß uns herzlich willkommen. Da war es wieder einmal Zeit, sich mit Sonnencreme einzucremen, um einen Sonnenbrand vorzubeugen. Wir gingen fast endlos talwärts und das Passeiertal wurde immer größer und weiter, als das es endete. Dennoch fanden wir am Nachmittag nach Rabenstein und beschlossen, noch ein Stück weiter zu wandern, denn diese Strecke konnten wir uns dann wieder am nächstem Tag sparen. An einer Abzweigung, an der der E 5 die Straße verlies, beendeten wir diese Tageswanderung. Im Gasthof Passerblick kamen wir sehr gut unter und ich bekam die Möglichkeit, den hauseigenen PC zu nutzen, um meine Berichte zu verschicken. Nach dem gemeinsamen Abendessen klang der Tag und die eigentliche Alpenüberquerung aus. Wir spürten diese Anstrengungen schon in den Beinen, aber keiner verlor darüber ein Wort. Ich denke, dass jeder von uns stolz darauf ist, diesen sehr anspruchsvollen und schwierigen Teil der Wanderung gut gemeistert zu haben.