Heute sollte für uns der Gipfeltag in mehrfacher Hinsicht sein. Wir wollten heute den höchsten Punkt der Wanderung ersteigen und mit dem 16. Wandertag die erste Hälfte der Wanderung beschließen. Außerdem sagte der Wetterbericht wieder einmal schönes Wetter an. Frühstück gab es bereits um 06.15 Uhr und nach dem Eintrag im Gästebuch des Selber Hauses fuhren wir um 07.00 Uhr nach Mittelberg, unserem gestrigem Schlusspunkt, um von dort unsere heutige Wanderung zu beginnen. Bei ca. 14 Grad fuhren wir das Pitztal entlang und konnten uns nochmals die gestrige 40 km lange Tour aus dem Auto heraus ansehen. Wir waren schon ein bisschen beeindruckt, welche Strecke wir gestern zurückgelegt hatten. Auch den Höhenunterschied bekamen wir nochmals deutlich vor Augen geführt. Es ging ja von grünen uns saftigen Wiesen los, zu den kargeren Höhenlagen und wir kamen der Baumgrenze immer näher. Um 07.50 Uhr begannen wir bei leichtem Nieselregen unsere Wanderung. Sie führte zuerst von Mittelberg, 1.768 m, zur Braunschweiger Hütte, 2.790 m, in rund 2, 5 Stunden. Es war für fast alle von uns die erste Begehung im Hochalpinen Bereich, als wir steil bergan, durch Geröllfelder stiegen, in teils engen und weiten Serpentinen über die Felsen gingen, an mit Stahlseilen gesicherten Anstiegen schon fast hoch kletterten. Kurve nach Kurve nahmen und dahinter kam dann meist ein noch steilerer Anstieg, bis wir dann doch nach rund 2,5 Stunden die Braunschweiger Hütte erreichten. Trotz des Nieselregen hatten wir eine herrliche Aussicht, da die Wolken hoch oben am Himmel hingen und die Sicht auf die Berggipfel und Gletscher frei liessen. An der Hütte angekommen, waren wir alle nass, teils vom Regen, aber hauptsächlich vom Schweiß. Erschöpft, aber zufrieden mit der Leistung legten wir eine etwas größere Pause ein. Der Regen endetet, die Sonne schien kurz und dann ging es am abschmelzenden Gletscher vorbei, weiter bergan bis zur Bergstation der Söldenlifte. Im Sommer ein Skigebiet zu sehen, ist nicht sonderlich schön. Neben dem schmutzigen Gletschereis gibt es fast nur noch Fels auf über 2.993 m. Die Bauwerke der Lifte, Skistationen, Straßen und Parkplätze erwecken einen eher befremdlichen Eindruck, den einer Großbaustelle in einem rießigen Steinbruch. Unser Weg, der Europäischen Fernwanderweg 5, führte uns da hindurch und an der Endstation der Deutschland Rundfahrt der Radfahrer vorbei. Nun ging es wieder Talwärts, den Rettenbach entlang zur Rettenbachalm und denn weiter Richtung Südost zur Gaislachalm nach Zwieselstein. Langsam stiegen wir herab und erreichten die Baumgrenze wieder. Das Wetter war zwischenzeitlich klar und teils sonnig und die Berge und Täler boten uns herrliche Bilder. Auch heute gab es während der Wanderung wieder einige Passagen, in denen jeder mit sich selbst beschäftigt war und die Gespräche verstummten. Auch die Ausblicke in das Ötztal waren einfach herrlich. Es ist schon sehr beeindruckend, auf dieser Höhe zu stehen und die felsigen Gipfel, die grünen Bergwiesen zu sehen, darunter die Bäume und Wälder, zwischen ihnen immer wieder Gebirgsbäche die ihr Wasser über Steilhänge ins Tal schickten, bis in das Tal hinein, in dem Menschen lebten. Die Häuser und Bauwerke an die Natur angepasst. Doch der ?richtige? Abstieg wartete noch auf uns, als wir nach der Gaislachalm von rund 2.200 m auf 1.480 m nach Zwieselstein herabstiegen. Rund 30 Minuten lang ging es in Serpentinen sehr steil bergab. Eine weitere echte Herausforderung für die Gelenke und Muskulatur. Doch wir konnten auch dieses harte Stück Arbeit gut leisten und die restlichen drei Kilometer nach Zwieselstein waren fast nur noch ein Spaziergang in einer fast ungewohnten ebenen Gangart. Wir fuhren gegen 17.30 Uhr nach Oberried in unsere Unterkunft.