Gestern hatten sich Fabio und auch Dr. Staggio wieder verabschiedet und wir spueren immer deutlicher, dass unsere Wanderung langsam aber sicher ihr Ende findet. Immer mehr kreisen die Gedanken um unsere Ankunft in Volterra und was uns dort erwartet. Auch Dr. Staggion hat uns mitgeteilt, dass er am Freitag wieder zu uns kommen und mit uns wandern wird. Doch zuvor sind noch zwei weitere Tage zu bewaltigen. Der Weg von Tereglio fuehrt uns auf vielen Serpentinen ins Tal hinab. Immer wieder sehen wir, wie auf Felsvorsprungen Doerfer liegen. Sie erscheinen wie aus dem Fels gewachsen und fuegen sich schoen in die dicht bewaldeten Berge ein. Sie ragen fuerstlich und beherrschend ueber die jeweiligen Taeler. Gebaut aus Feldsteinen erscheinen sie zeitlos und hunderte von Jahren alt, als ob die Zeit fuer sie stehen geblieben ist. Doch auch davon fuehrt unser Weg ab. Auf der Strasse nach Lucca fanden wir uns bald wieder. Begleitet vom Strassenverkehr, den unsere beiden Hunde offensichtlich ebenfa
lls nicht mochten, denn sie waren ueber Nacht entweder im Dorf geblieben und haben eine neue Heimat gefunden, oder sie hatten den Rueckweg angetreten. An der Ponot de Madallena machten wir eine weiter Rast. Diese Bruecke hatte einst jemand aus Liebe zu einer Frau gebaut und diese Liebe muss sehr gross gewesen sein. Denn die Bruecke ragt hoch ueber den Fluss hinaus. Sie liegt auch auf dem via francogia, dem Frankenweg, der von Frankreich ueber Deutschland, Schweiz und Oesterreich nach Italien und Rom fuehrt. Auch diesem hunderte Jahre altem Weg folgten wir nun ein Stueck. Der Weg heute hatte so gut wie keine Steigungen, denn er verlief entlang dem Fluss Serecchio, aber auch entlang der Strasse bis nach Lucca. Lucca ist eine etwas groessere Stadt und unser Hotel lag in der Altstadt. Diese war im 19. Jahrhundert als Festung ausgebaut und wir fanden uns in einer engen und sehr verwinkelten Innenstadt, von einer mehrere Meter dicken Festungsmauer sicher umschlossen. Diese Altstadt mit sein
em suedlaendichen Flair ist fuer Fussganger einfach nur ein Traum. Darinnen Auto zu fahren, eher Horror, denn viele Gassen sind nicht viel breiter als ein PKW und sie biegen meist im rechten Winkel ab. Hier sassen wir um 22.00 Uhr bei schwuelwarmen Temperaturen noch im Freien. Hier schwitzt man tagsueber, ohne dass man etwas tun muesste. Hier kann man die Siesta lernen oder nie. Im Hotel mussten wir feststellen, dass durch einen Fehler unsere Zimmer nicht fuer den 29.08. sondern fuer den 30.08. reserviert worden sind. Vier Personen konnten zwar noch in diesem Hotel unterkommen, aber dank des sehr freundlichen und hilfsbereitem Angestelltem konnten die restlichen Wanderer auch noch ein adaequates Hotel finden. Als wir dann gegen 17.30 Uhr und nach 36 km eintrafen, war alles geregelt und ein gemuetlicher Sommerabend in einer wunderbaren Stadt genossen werden. Eine fuenf Wochen dauernde Wanderung, in der es keinen Fehler gibt und in der alles wie geplant verlaeuft, scheint unmoeglich zu
sein und auch fast etwas langweilig. So kam, wenn auch nicht gewuenscht, doch wieder etwas Abwechslung in unser Leben.