Heute war ein Tag mit einem wichtigem Wendepunkt. Denn heute wurden die 600 km und somit die Hälfte der Strecke erreicht. Zum Anderen überschritten wir Heute den Rhein und verließen somit Deutschland und wanderten nach Frankreich. Die Strecke forderte aber erheblich mehr, als sie zunächst vermuten ließ und betrug ca. 38 km. Sie führte durch Weinberge und wieder etwas mehr über Teerstraßen.
Um 08.20 Uhr wanderten wir bei wärmerer Luft und leichtem Nebel los. Meine Füßen fühlten sich wieder besser an, so dass ich zumindest die erste Stunde mithalten konnte. Danach ging ich zum Auto zurück und übernahm das Steuer, damit Helmut heute an meiner Stelle die Tagestour mitmachen konnte. Die Wanderung führte nach Westen auf den Rhein zu und war sehr eben. Die Gruppe ging südlich entlang des Kaiserstuhles, der am Horizont im Dunst zu erkennen war. Schnell war der Schwarzwald hinter uns im Morgendunst verschwunden. Am Vormittag führte die Strecke zunächst durch Wälder, deren Boden noch vom Regen weich und feucht war. Hier, in der Toskana Deutschlands, war der Frühling schon weit fortgeschritten. Geprägt ist dieser Landstrich von den Weinbergen und der Schwarzwälder Baustil ist nicht mehr so deutlich erkennbar. Die Giebel der Häuser sind nicht mehr so spitz, aber an alten Gebäuden kann man auch heute noch die Fensterläden, Erker und Verzierungen erkennen. Nach der Mittagsrast in Gottenheim zeigte die Tagesstrecke, was sie in sich hat. Es ging in die Weinberge hinein und obwohl die Reben erst noch zartes Grün an den Blättern haben, ist die Orientierung sehr schwierig, denn das Gelände ist sehr unübersichtlich. Auch die Markierungen sind nicht immer ganz eindeutig und mancher Weg macht nach kurzer Strecke eine scharfe Abzweigung bzw. findet plötzlich sein Ende. Hier die Orientierung nicht zu verlieren, stellt schon höchste Ansprüche an den Wanderführer. Auch die geteerten oder betonierten Wege sind gerade am frühen Nachmittag nicht gerade ein Zuckerschlecken. Um keinen Unmut aufkommen zu lassen, sang Helmut das eine und andere Lied. So fand die Gruppe ihren Weg nach Breisach, mit seinem frühgotischem Stephansmünster. Das Münster stellt das genaue Gegenteil der barocken Wallfahrtskirche in Neresheim dar. Das aus rotem Sandstein gebaute Münster hat nur kleine, bunte Fenster, die nur wenig Licht in den Kirchenraum lassen. Auch die Wand- und Deckenverzierungen sind eher dunkel, sachlich und streng gehalten. Allerdings ist der Hauptaltar, ein ca. 10 m hohes wunderschönes Holzschnitzwerk mit zwei großen Flügeln aus hellem Holz, ein ganz besonderes Schmuckstück, das große Bewunderung verdient. Auch der Glasschrein im Kirchenraum ist sehenswert. Das Münster thront auch auf einem Fels weithin sichtbar über der Stadt. Um 17.00 Uhr war es dann soweit, dass wir uns an diesem Tag erneut trafen. Diesmal zu einem Fototermin, denn wir hatten den Rhein erreicht und überschritten die Grenze nach Frankreich. Somit hatten wir auch die ersten 600 km hinter uns gebracht.
Der Rest der Strecke in die Festung Neuf Breisach, zu unserem Hotel, war dann die Ouvertüre für den französischen Teil unserer Wanderung. Ich konnte mich heute als Fahrer soweit erholen, dass ich morgen wohl versuchen werde, mich wieder in die Wandergruppe einzugliedern. Nach diesem schweren Tag war der Abend nicht kürzer, denn wir haben uns ein gutes Abendessen gegönnt, damit wir die 600 km, die noch vor uns liegen, auch bewältigen können.